Eine Modellrechnung des ifo Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass konkrete Verbesserungen im Bildungswesen Deutschland über Jahrzehnte zusätzliche Wirtschaftsleistung in Höhe mehrerer Billionen Euro bringen könnten. Demnach ist mit kumulierten Effekten zu rechnen, die erst nach Jahrzehnten sichtbar werden: Nach etwa 50 Jahren beziffern die Autorinnen und Autoren den Wert auf rund 6,7 Billionen Euro, nach 80 Jahren auf 20,9 Billionen Euro.
Modellrechnung und zentrale Ergebnisse
Die Studie nutzt ökonomische Modellrechnungen, um die langfristigen Effekte besserer Schulbildung auf das Bruttoinlandsprodukt abzuschätzen. Die Berechnungen zeigen demnach keine lineare Entwicklung: Zunächst seien Investitionen erforderlich, bevor sich die Erträge über Generationen aufbauen. Nach 80 Jahren entspräche das Ergebnis etwa dem Fünffachen des heutigen jährlichen BIP.
Der Bildungsökonom Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, fasst die Aussage der Studie so zusammen: „Bessere Bildung erzeugt in wenigen Jahrzehnten messbare ökonomische Erträge, die Staat und Gesellschaft stärken.“ Die Autorinnen und Autoren betonen damit, dass die ökonomischen Effekte von Bildung langfristig und kumulativ wirken.
Die vorgeschlagenen Bildungsziele
Das ifo Institut modelliert das Szenario anhand von drei konkreten Zielen, die Anfang des Jahres von drei Bildungsministerinnen aus unterschiedlichen Parteien vorgeschlagen worden waren. Erstens soll die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht erreichen, halbiert werden. Zweitens soll der Anteil derjenigen, die die Regelstandards erreichen oder übertreffen, um zwanzig Prozent steigen. Drittens ist eine Förderung der Leistungsspitze vorgesehen, so dass dreißig Prozent mehr Schülerinnen und Schüler die Optimalstandards erreichen.
Die Studie weist darauf hin, dass die Umsetzung dieser Ziele Investitionen und Zeit voraussetzt. Die Effekte würden nicht sofort, sondern schrittweise und über mehrere Dekaden wirksam werden.
Regionale Auswirkungen und politische Bedeutung
Die Untersuchung enthält auch Beispiele für einzelne Bundesländer. Demnach würde Nordrhein Westfalen nach den Berechnungen rund 4,9 Billionen Euro an zusätzlichem BIP gewinnen, Baden Wuerttemberg etwa 3,0 Billionen Euro und Bayern rund 2,8 Billionen Euro. Diese Werte liegen deutlich über dem heutigen jährlichen BIP der Länder und unterstreichen laut den Autorinnen und Autoren die volkswirtschaftliche Bedeutung von Bildungspolitik.
Dirk Zorn, Director Bildung bei der Bertelsmann Stiftung, bringt die Schlussfolgerung auf den Punkt: „Unser Land könnte jährlich Milliarden an zusätzlichem Wohlstand generieren, wenn mehr junge Menschen besser lesen, schreiben und rechnen.“ Die Studie liefert damit eine ökonomische Argumentation für langfristige Investitionen in Bildung, macht aber zugleich deutlich, dass die Gewinne zeitverzögert und kumulativ entstehen.
Die Ergebnisse sind als Modellprojektionen zu verstehen. Sie zeigen mögliche Entwicklungspfade unter Annahmen zu Zielerreichung und langfristigen Effekten, nicht aber sichere Prognosen für die nahe Zukunft.
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